ErzählMal – Im Gespräch mit den Freiwilligen des Projektes „Handy, Laptop & Co“

26.05.2024
Bildmaterial: Christine Daller/Diakoniewerk
Geschrieben von
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Doris Mair
Freiwilligen­zentrum Salzburg
Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Ich höre sehr gerne die Lebensgeschichten der älteren Menschen. Sie können dabei auf viele zeitgeschichtliche Erinnerungen zurückgreifen und stellen interessante Verbindungen zur Gegenwart her.
Sarah
Freiwillige
Nina und Sarah engagieren sich im Rahmen des Projektes  „Handy, Laptop & Co“ des Diakoniewerk freiwillig im „Offenen Smartphone- und Internetcafé“ in der Seniorenbegegnungsstätte Lamprechtshausen in Salzburg.

 

Im gemütlichen Rahmen, bei Kaffee und Kuchen, sind die beiden Freiwilligen Ansprechpartnerinnen für ältere Menschen bei individuellen Fragen und Problemen im Umgang mit digitalen Geräten. Im Interview erzählen uns die beiden Schülerinnen von ihren Erfahrungen bei ihrem freiwilligen Engagement.

 

Freiwilligenzentrum Salzburg: Im „Offenen Smartphone- und Internetcafé“ unterstützt ihr als Freiwillige alle zwei Monate einen Nachmittag lang ältere Menschen beim Umgang mit Handy, Laptop & Co.

Was sind die häufigsten Fragen, mit denen die Seniorinnen und Senioren zu euch kommen?

Nina: Meistens geht es um WhatsApp. Wie können Nachrichten oder Bilder verschickt werden, wie kann ein neuer Kontakt erstellt oder das Profilbild verändert werden. Die Seniorinnen und Senioren möchten mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben, deshalb geht es ganz viel um diese modernen Kommunikationskanäle.

 

Warum ist es den Seniorinnen und Senioren wichtig, dass sie mit digitalen Geräten umgehen können?

Nina: Es ist wichtig, um an der Gesellschaft teilhaben zu können. Es geht immer mehr Richtung Digitalisierung und ohne Handy und Internet geht es schon gar nicht mehr. Ältere Menschen, die nicht damit umgehen können, sind von vielen Bereichen komplett abgeschnitten.

Sarah: Ich habe beispielsweise einem Herrn beim Förderantrag für sein E-Auto geholfen. Die ganze Bürokratie ist heutzutage digitalisiert und für Menschen, die sich damit nicht auskennen, ist das schwierig. Ich hatte selbst keine Ahnung von Förderungen oder E-Autos. Aber wir haben uns durch die Websites gewurschtelt und es gemeinsam geschafft, dass er die Förderung bekommen hat.

 

Haben die Seniorinnen und Senioren auch Hemmungen und Ängste? Zum Beispiel, dass sie auf Betrugsmaschen reinfallen könnten?

Nina: Auf jeden Fall. Am Ende jeder Sitzung kommen wir immer wieder zu dem Sicherheitsthema. Ich merke, dass hier ganz viel Unsicherheit herrscht. Viele trauen sich nicht allein herumzuprobieren, da sie Angst haben, dass sie etwas bezahlen müssen oder unabsichtlich einen Vertrag abschließen. Dadurch, dass wir das mit ihnen gemeinsam machen, können wir ihnen diese Unsicherheit ein Stück weit nehmen.

Sarah: Im persönlichen Gespräch können wir viele Hemmungen abbauen. Ich habe mich letztens mit einer Dame unterhalten, die sehr über das Banksystem geklagt hat. Sie war der Ansicht, dass man heutzutage den Überblick über die Finanzen verliert, da man immer alles mit Karte zahlt. Ich habe ihr dann erklärt, dass es dafür Apps gibt und dass es dort sehr übersichtlich aufgelistet ist und es dadurch sogar noch einfacher geworden ist, die Finanzen im Blick zu behalten. Ich habe dann viel mehr Verständnis und Begeisterung bei ihr gesehen.

Diese Sicherheit, die wir ihnen geben, ist ganz wichtig für die älteren Menschen.
Nina
Freiwillige

Ihr seid beide im Maturajahr. Ein Leben ohne Digitalisierung kennt eure Generation gar nicht. Beim Freiwilligenprojekt „Handy Laptop & Co“ trefft ihr auf Menschen, die ihr Leben Großteils ohne digitale Geräte bewältigen. Welche Unterschiede fallen euch auf?

Sarah: Wir begreifen bestimmte Funktionen intuitiv. Aber den älteren Menschen, die nicht mit digitalen Geräten aufgewachsen sind, müssen wir vieles Schritt für Schritt erklären. Dabei ist mir aufgefallen, dass wir über viele grundlegende Dinge gar nicht mehr nachdenken, obwohl sie eigentlich sehr komplex sind.

 

Wie bereichert dieses Freiwilligenprojekt euer Leben?

Nina: Das Schönste für mich ist, dass man generationsübergreifend in Gespräche kommt. Ich habe sonst wenig Kontaktpunkte mit der älteren Generation und ich merke, wie wichtig der Gesprächsaustausch für sie ist. Zudem erfahren wir unglaublich viel Dankbarkeit von Seiten der Seniorinnen und Senioren. Das gibt mir persönlich am meisten zurück.

Sarah: Ich höre sehr gerne die Lebensgeschichten der älteren Menschen. Sie können dabei auf viele zeitgeschichtliche Erinnerungen zurückgreifen und stellen interessante Verbindungen zur Gegenwart her. Diesen Austausch schätze ich sehr.

 

Findet ihr auch Gemeinsamkeiten zwischen den Generationen?

Nina: Es gibt viele Gemeinsamkeiten. Dieser generationsübergreifende Gesprächsaustausch kreiert ganz viele Brücken und bringt einen näher zusammen. Je weniger man mit unterschiedlichen Generationen zu tun hat, desto mehr kehrt man sich in eine bestimmte Richtung. Die Älteren beklagen sich über die Jüngeren und die Jüngeren über die Älteren. Aber wenn man sich gemeinsam hinsetzt und miteinander spricht, dann merkt man, dass man sich doch sehr ähnlich ist und viele gleiche Interessen hat, über die man reden kann.

 

Vielen Dank für das sehr interessante Gespräch!

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